Austauschprogramm USA

Ein Erfahrungsbericht von Natalie Ibrahim / 10m

Ich hatte die Möglichkeit, am Austauschprogramm „USA for you 2022“ für Münchner Mittelschüler*innen teilzunehmen. Mit 14 anderen Jugendlichen flog ich für zwei Wochen in die USA, um das Land und die Leute dort besser kennenzulernen. Das war eine echt schöne Erfahrung.

Leben in einer Gastfamilie

Das Leben in der Gastfamilie hat mir gefallen, obwohl es ganz anders für mich war als gewohnt. Die Kultur, das Essen, die Sprache und die Lebensweise der Gastfamilie unterschieden sich sehr von meiner Familie. Ich kam in einer indische Gastfamilie unter, die echt freundlich und herzlich war. Über die indische Kultur wusste ich auch schon etwas durch Filme, die ich mir angeschaut hatte. Ich hatte also schon eine Vorstellung, was mich erwarten würde. Der Moment, als wir nach einem langen Flug in Detroit ankamen und wir wussten, dass unsere Gastfamilie draußen auf uns wartet, war echt aufregend. Wir alle waren ziemlich erschöpft, doch gaben wir unser Bestes, es nicht zu sehr zu zeigen, denn bis wir uns ausruhen konnten, mussten wir noch etwas warten. Keiner von uns wollte während der Fahrt einschlafen, um lieber mit unseren Familien ins Gespräch zu kommen. Bei mir war meine Gastmutter und mein Gastvater da, um mich abzuholen. Zuerst dachte ich, dass sie schon etwas geplant hatten für den restlichen Tag, doch so war es gar nicht. Sie nahmen mir mein Gepäck ab, wir machten davor noch ein Bild zusammen und gingen auch schon los. Anfangs war ich ziemlich nervös. Ich konnte kaum etwas sagen, weil ich nicht wusste, wie ich sie ansprechen sollte. Doch sie sagten mir dann, dass wir für heute nichts unternehmen würden, damit ich mich erholen kann und sie sich echt freuen, dass ich bei ihnen bin. Das nahm mir die Nervosität. Sie fragten mich, wie mein Flug war, wie mein erster Eindruck von Detroit wäre und wie es dazu gekommen ist, dass ich an diesem Programm teilnehme. Nach einer Weile fiel es mir immer leichter, mit ihnen Englisch zu sprechen. Anfangs fielen mir viele Wörter meist nicht sofort ein, doch dann wurde es immer einfacher. Wir kamen an einem Samstag an und von Samstag bis Donnerstag feierte meine Gastfamilie „Diwali“. Das ist eine sehr wichtige Feier in der indischen Kultur, bei der man mit anderen zusammentrifft und die Götter anbetet. In dieser Zeit besucht man auch die Familie. Daher war ich häufig bei den Verwandten meiner Gastfamilie, wo ich weiter viele interessante neue Leute getroffen habe. Da ich ja nur mit meinen Gasteltern zusammenlebte, war es sehr abwechslungsreich. Ich hatte zwar Gastgeschwister, nämlich zwei ältere Gastbrüder, die aber auf dem Campus der Universität wohnten. Die beiden traf ich auch bei der Feier. Viel Spaß hat mir auch gemacht, dass ich andere Jugendliche in meinem Alter traf und viele neue Gerichte ausprobieren durfte. In den restlichen Tagen unternahmen wir viele Ausflüge und ich besuchte sogar den Tempel, in dem sie meist beteten.

Man muss sich zwar manchmal anpassen, doch man sollte sich nicht dazu zwingen etwas zu machen, was man nicht möchte. Die Gastfamilien verstehen das. Bei Fragen waren sie auch sehr offen und haben sich Mühe gegeben, mir alles zu erklären.

Eindrücke vom Alltag in den USA

Der Alltag meiner Gastfamilie war nicht viel anders als der einer deutschen Familie. Mein Gastvater brachte mich zur Schule und ging danach zur Arbeit und meine Gastmutter arbeitete im Homeoffice. Die einzigen Unterschiede waren, dass sie überall mit dem Auto hinfahren mussten, die Sachen in den Supermärkten gab es in größeren Mengen als hier in Deutschland und wir sind ziemlich oft in den Tempel gegangen. Daher, dass die Packungen größer sind, ist es schwerer, sie mit den Händen zu tragen. Deshalb ist es sinnvoller mit dem Auto einkaufen zu gehen. Aber auch weil es kaum öffentliche Verkehrsmittel gibt. Meine Gastmutter ist eine Art Chefin des Tempels und sie ist immer bei Planungen dabei und hilft die Sachen einzuräumen, die an dem Tag gebraucht werden. Sie achtet auch darauf, dass alles nach Plan verläuft und durch die Feier „Diwali“ musste sie öfter zum Tempel. Auch die Umgebung war anders. Die Straßen waren viel größer und die Autos auch. Fast jeder wohnte in einem eigenen Haus und es gab kaum Hochhäuser, bis auf die Geschäfte. Die Geschäfte sind auch nicht überall verteilt, sondern immer an einem Platz. Also wenn man z.B zu Target geht, ist gleich daneben noch ein anderer Laden. So kann man alles, was man braucht, sofort an einer Stelle kaufen und man muss nicht woanders hinfahren. Die Einkaufswagen sind dort auch frei, damit meine ich, dass man kein Kleingeld braucht, um sie benutzen zu können.

Der Alltag mit der Gruppe war auch ganz toll. Wir sind meistens zusammen zu den Projekten gefahren und haben dort immer wieder nette Leute kennengelernt, die offen zu uns waren. Freizeit hatten wir auch. In Ann Arbor, einer kleinen Stadt durften wir uns alleine in kleineren Gruppen umschauen und einkaufen gehen. Wir besuchten auch eine Highschool, bei der der Unterricht gar nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen ist. Ein Beispiel ist, dass die Schüler ihre Fächer wählen dürfen und die Schüler immer das Klassenzimmer wechseln müssen. Deshalb gibt es einen Eine-Minute-Timer nach jeder Schulstunde, damit sie Zeit haben, ihre Sachen einzupacken und ins nächste Klassenzimmer zu laufen. Sie haben ein paar Fächer, die sie belegen müssen, aber sonst dürfen sie die Mehrheit der Fächer selber wählen. Daher hat man dann auch fast jede Stunde andere Klassenkameraden. Das Schulgebäude ist auch ziemlich groß.

Arbeit im Community Service.

In den zwei Wochen, in denen wir da waren, nahmen wir an den meisten Tagen an Projekten teil. Wir führten ehrenamtliche Arbeit durch, wo wir anderen halfen, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Wir trafen uns immer um 9:00 Uhr an einem ausgemachten Platz, wo jeder von seiner Gastfamilie hingefahren wurde. Von dort aus fuhren wir dann zusammen in einem Van zu den Projekten. Wir arbeiteten sowohl draußen als auch drinnen. Die Projekte unterschieden sich voneinander und förderten unser Durchhaltevermögen und die physische Stärke, aber sie machten auch Spaß. Z.B. mussten wir für unser erstes Projekt Bäume abhacken, es waren schon kleinere, um ein kleines Gebiet mit ihnen einzuzäunen, so dass niemand außer den Tieren da hinkommen konnte. Da mussten wir aufpassen, dass sich niemand verletzt, denn wir arbeiteten auch mit Werkzeugen, die ziemlich spitz waren. Wir führten auch andere Projekte durch, wie Erde von einem Platz zum anderen mit einem Schiebewagen zu transportieren, oder in einem Secondhand-Laden zu arbeiten. In der Gruppe, in der ich war, mussten wir zuerst ein paar Regale sauber machen und die Sachen dann so einräumen, dass die Kunden es sehen konnten. Danach mussten wir Weihnachtsdekorationen an dekorierten Tischen schön aufstellen. Beim anderen Projekt sortierten wir Essen, das von Hotels, Restaurants, Supermärkten und anderen Geschäfte abgegeben wurde, weil vielleicht die Mindesthaltbarkeit bald ausläuft oder die Früchte nicht mehr so gut aussehen. Wir haben das Essen, das noch verpackt war, gründlich angeschaut und es dann von nicht mehr essbar zu noch essbar sortiert. Das Essen, das noch essbar war, wird dann von der Organisation an Leute, die es sich sonst nicht leisten können, gegeben. Die Projekte, die wir durchgeführt hatten, waren allgemein hilfreich. Denn so könnten wir auch mit Leuten außer unserer Gastfamilie reden und mehr von ihnen erfahren. Es gab auch lustige Momente in der Gruppe, die uns näherbrachten und man war auf sich selbst sehr stolz, als man dann sah, was man so geschafft hat.

Allgemein wurde ich so einen Austausch sehr empfehlen, da man nicht nur das Land und die Leute, sondern auch andere Kulturen, die Lebensweise und die Geschichte des Landes näher kennenlern,. Man hat die Möglichkeit Freunde zu finden und eine Art zweite Familie zu haben. Natürlich hat man anfangs immer seine Zweifel, was verständlich ist, doch man sollte sich davon nicht aufhalten lassen. Diese Erfahrung ist Gold wert. Man kehrt zurück mit vielen unvergesslichen Erinnerungen.